Deine Verspannungen und Schmerzen lösen sich.
Was sind Faszien und wofür sind sie wichtig?
Vielleicht hast du in der letzten Zeit immer mal wieder das Wort „Faszien“ gehört. Mittlerweile gibt es ja auch schon überall auch Faszienrollen zu kaufen. Dieses Wort wird immer bekannter in der Gesellschaft. Doch was sind Faszien überhaupt und wofür sind sie wichtig?
Das Wort „Faszie“ kommt aus den Lateinischen und bedeutet einfach nur Band oder Bandage. Im Jahr 2007 setzten sich Forscher zusammen und definierten dieses Wort neu: Es bezeichnet seitdem das faserige Bindegewebe im Bewegungsapparat sowie die festen Hüllen um die Organe. Damit mitinbegriffen sind unter anderem Gelenk- und Organkapseln, Sehnen und Bänder.
Woraus bestehen Faszien? Größtenteils bestehen Faszien aus Kollagen, Elastin und einer wässrigen bis geleeartigen Grundsubstanz. Kollagene werden auch als Gerüsteiweiße oder Strukturproteine bezeichnet. Circa 30% aller Eiweiße sind Kollagen. Sie befinden sich unter anderem in den weißen, unelastischen Fasern von Sehnen, Bändern, Knochen und Knorpeln. Auch Schichten der Haut bestehen aus Kollagenen. Kollagene sind sehr leicht dehnbar und trotzdem sehr fest. Ihre Zugfestigkeit ist höher als die von Stahl.
Elastin ist ebenso wie Kollagen ein Strukturprotein. Es ist, wie der Name andeutet, sehr elastisch. Es kann sich wie ein Kaugummi bis auf mehr als die doppelte Länge ausdehnen. Beispielsweise sorgt es für die Dehnungsfähigkeit bei den großen Blutgefäßen. Beide, Kollagen und Elastin werden von Zellen des Bindegewebes hergestellt, den sogenannten Fibroblasten. Verändert sich dein Körper, indem du zum Beispiel Muskeln aufbaust, braucht dein Körper auch mehr Kollagen. Die sogenannten Fibroblasten stellen dann dieses Kollagen her. Dies braucht jedoch Zeit: Dein Körper braucht circa 7-14 Monate Zeit, um die neuen Kollagenfasern mit den alten auszutauschen.
Doch wie sehen die Faszien in deinem Körper aus und wie sind sie angeordnet? Stelle dir einfach mal eine Grapefruit oder eine Orange vor: Das Fruchtfleisch ist in mehreren Abteilungen von weißen Häuten umschlossen und auch außen von einer festen weißen Haut umgeben. Wäre jetzt das Fruchtfleisch weg, könnte man trotzdem die Form der Frucht rekonstruieren. Ebenso verhält es sich mit deinem Körper: Das Bindegewebe umhüllt ihn wie einen Taucheranzug von außen, so dass man in etwa erkennen kann, wie man aussieht. Jeder einzelne deiner Muskeln, sogar jede einzelne Faser ist umhüllt von dünnen Faszienschichten!
Es gibt noch viel mehr zu den Faszien zu sagen, doch wenden wir uns jetzt einmal der Funktion der Faszien zu.
Sie haben vier Grundfunktionen:
- Bewegen
- Formen
- Versorgen
- Kommunizieren
Beginnen wir einmal mit dem Bewegen: Wie du weiter oben gelesen hast, befinden sich die Faszien zwischen den einzelnen Muskeln und Muskelfasern. Welche Funktion erfüllen sie hier? Die Faszienschichten leiten die Kraft der Muskelfasern weiter, machen sie gleitfähig untereinander und sorgen dafür, dass der Muskel ohne überflüssige Reibung mit seinen Nachbargeweben arbeitet.
Nun ist es so, dass die Muskelfaszien eine leicht gewellte Form haben. Die Faszienhülle liegt also nicht ganz glatt und straff auf dem Muskel an. Vielmehr bieten die Wellen eine Reserve zur Ausdehnung und bieten so die Möglichkeit, Bewegungsenergie zu speichern. Die Struktur sieht etwa so aus wie bei welligem Haar. Je ausgeprägter die Wellen sind, umso mehr elastische Federungskapazität hat eine Faszie. Dieser Effekt ist besonders sichtbar an unseren Sehnen, die den Muskel mit dem Knochen verbinden. Sie sind dafür verantwortlich, wie weit wir springen und hüpfen können. Antilopen und Gazellen sind Tiere, die über keine besonders große Muskelmasse verfügen. Jedoch haben sie lange Sehnen. Diese sind für die Spannkraft verantwortlich und erklären deren riesige Sprünge. Hier tritt der sogenannte Katapulteffekt in Kraft: Ein Katapult schleudert etwas weit weg, weil sein Arm unter mechanische Spannung gesetzt wurde. Diese Spannung entlädt sich plötzlich, die gespeicherte Spannungsenergie verwandelt sich in kinetische Energie und die Ladung schnellt nach vorne. Den gleichen Effekt sehen wir bei einem Gummiband: Es wird gedehnt und schnell losgelassen. Die oben genannte Wellenform der Faszie begünstigt und verstärkt diesen Effekt.
Schauen wir uns einmal als nächstes Beispiel eine Bandscheibe an: Auch die Bandscheibe ist umhüllt von einem faserigen Mantel, dem Anulus fibrosus, der aus einer Gewebeschicht aus Knopel und faszialem Bindegewebe mit hohem Kollagenanteil besteht. Wenn wir zum Beispiel gehen, laufen oder andere Tätigkeiten ausführen, muss die Wirbelsäule mitbewegen und entsprechend auch die Bandscheibe. Die Faszienhülle um die Bandscheibe überträgt die Kraft der Muskeln auf die Bandscheibe, damit auch diese mitbewegt wird. Unser Organismus, also auch die Faszien funktionieren nach dem Prinzip: Use it or lose it! Wenn die Faszienhülle nun immer mehr durch zum Beispiel fehlende Bewegung degeneriert, verkürzt und reißt, wird die Bandscheibe herausgedrückt und man hat einen Bandscheibenvorfall. An diesem Beispiel können wir sehen, dass die Faszien eine große Rolle spielen bei zum Beispiel Rückenschmerzen. Was heißt das für dich praktisch? Die Faszien müssen in Bewegung bleiben und gedehnt werden. Gerade dadurch sinkt die Spannung auf die Bandscheibe und die Gefahr eines Bandscheibenvorfalls wird reduziert.
Je weniger du dich bewegst desto mehr verfilzen deine Faszien. Diese Verfilzungen beeinträchtigen auch deine Muskulatur, denn wie du weiter oben lesen konntest, befinden sich die Faszien zwischen den einzelnen Muskelschichten. Diese können dann nicht mehr richtig gegeneinander gleiten. Dadurch funktioniert die Kraftübertragung von Muskel zu Muskel nicht mehr reibungslos und die Koordination leidet. Um das auszugleichen, brauchst du dann auch mehr Energieaufwand. Das verfilzte Gewebe wirkt sich auch negativ auf deine Körperhaltung aus: Du wirst immer steifer, weil das verfilzte Fasziengewebe durch den Verlust der Wellenstruktur immer weniger elastisch ist.
Weiter können sich Faszien eigenständig zusammenziehen und reagieren auf Botenstoffe, die mit Stress im Zusammenhang stehen. Demzufolge reduziert Stress im menschlichen Körper die Fähigkeit, sich zu recken und zu strecken!
Die verschiedenen Anteile des Körpers sind durch sogenannte Muskel-Faszien-Ketten zusammen mit den Knochen in einem großen Spannungsnetzwerk untereinander verbunden. Dieses Netzwerk wird neuerdings oft mit dem Wort Tensegrity bezeichnet: tension bedeutet Spannung und integrity meint das Ganze oder auch Zusammenhalt. Es zeichnet sich dadurch aus, dass die Konstruktion aus stabilen und elastischen Elementen besteht. Die elastischen Elemente, also unter anderem unsere Muskeln und Faszien stehen unter Spannung. Die stabilen Elemente, also unter anderem unsere Knochen sind nur durch elastische Elemente miteinander verbunden. Des weiteren berühren sich die stabilen Elemente nirgends und die elastischen Elemente stellen Spannung im ganzen System her.
Wenn nun ein Muskel an einer Stelle aktiviert wird, gibt es über diese langen Muskel-Faszienketten eine Reaktion an anderen Körperstellen. Die Muskeln arbeiten also nicht isoliert, sondern immer verbunden im körperweiten faszialen Netz. Was heißt das praktisch? Stelle dir einmal vor, du hast beim Laufen einen Stein im Schuh. Immer wenn du rausgehst und läufst, merkst du diesen Stein; dein Fuß tut mit der Zeit immer mehr weh, du entwickelst eine Ausgleichhaltung, dein Gang verändert sich und am Ende entwickelst du daraufhin Nackenschmerzen. Das heißt, dass ein kleiner Muskel im Fuß, der nicht richtig arbeitet und verspannt ist, über dieses körperweite fasziale Netz zum Schluss Nackenverspannungen bewirken und sogar Kopfschmerzen auslösen kann! Als positives Beispiel können wir eine wohltuende Fußmassage anführen: Ist es nicht so, dass sie deinen ganzen Körper entspannen kann, wenn sie gut ausgeführt wird und du davon sogar vielleicht dabei einschläfst?
Was passiert, wenn die Faszien ihrem Auftrag der Bewegung nicht mehr nachkommen? Stell dir vor, du bist die ganze Zeit im Homeoffice vor deinem PC und verlässt das Haus kaum noch. Was geschieht mit
deinen Faszien? Ja, sie verkürzen, verkleben und verfilzen. Dies beeinträchtig deine Muskulatur, denn die Faserbündel der Muskeln können nicht mehr richtig gegeneinander gleiten. Folglich funktioniert die Kraftübertragung von Muskel zu Muskel nicht mehr reibungslos und die Koordination leidet. Auch kostet dies dich mehr Energie. Deine Körperhaltung leidet, du wirst steifer, weil das verfilzte Gewebe weniger elastisch ist. Die Faszie verliert immer mehr die ursprüngliche Wellenstruktur. Man hat auchherausgefunden, dass die meisten Rückenschmerzpatienten verdickte, verfilzte Lendenfaszien haben.
Wenn du also diesem Teufelskreis entkommen willst, musst du dich unbedingt bis in die letzten Winkel durchbewegen!
Machen wir weiter mit dem zweiten Punkt, dem Formen: Faszien umhüllen, polstern, schützen, stützen und geben Struktur. Wenn dein Körper keine Faszien hätte, würde er augenblicklich in sich zusammenfallen. Die Faszien befinden sich wie bereits erwähnt überall im Körper und teilen diesen in die verschiedenen Bereiche ein. Auch umhüllen sie die Organe des Körpers und begrenzen und stützen diese gegen die anderen Bestandteile des Körpers ab. Dadurch geben sie dem Körper seine Form.
Kommen wir nun zum dritten Punkt, dem Versorgen: Faszien sind verantwortlich für den Stoffwechsel, dem Flüssigkeitstransport und sind auch beteiligt bei der Versorgung der Zelle mit Nährstoffen. Stelle dir einmal folgendes Bild vor: Im Garten liegt ein Wasserschlauch. Dieser transportiert das Wasser und du kannst damit deinen Garten bewässern. Alles ist gut, bis jemand versehentlich mit dem Fuß auf den Schlauch drauftritt. Sofort merkst du, dass die Versorgung eingeschränkt ist. So ähnlich musst du dir es mit der Versorgung in deinem Körper vorstellen. Das Blut fließt vom Herzen aus bis in die verschiedenen Regionen des Körpers, um dadurch auch die entferntesten Zellen mit Nährstoffen zu versorgen. Nun sind die Arterien, die diese Aufgabe übernehmen, ebenfalls von Fasziengebewebe umkleidet. Verfilzt und verklebt dieses immer mehr, steigt auch der Druck auf deine Arterien. Ebenso verhält es sich mit den Venen, die das Blut wieder zurück zum Herzen transportieren, also die gegenteilige Aufgabe der Arterien übernehmen. Durch diesen erhöhten Druck kommen weniger Nährstoffe in die Zelle; ebenso werden auch weniger Abfallprodukte über die Venen- und Lymphgefäße abtransportiert. Der „Müll“ wird also schlechter entsorgt und es entstehen immer mehr „Müllhalden“ im Körper. Im positiven Sinne kann man dagegen sagen, dass je besser deine Faszien arbeiten, desto effizienter dein Körper mit Nährstoffen versorgt wird.
Und so kommen wir auch schon zum vierten und letzten Punkt, dem Kommunizieren: Der menschliche Körper hat vier Typen von Rezeptoren. Davon gehören alle in den Bereich der sogenannten Mechanorezeptoren. Dies sind Sensoren, die Bewegung, Veränderung der Lage, des Drucks, der Berührung oder der Dehnung registrieren. Diese vier Arten von Rezeptortypen tragen zur Eigenwahrnehmung von Lage und Bewegungen im Raum bei. Dieses Wissen ist schon lange bekannt. Neu dabei ist jedoch, dass solche Sensoren auch Muskelfaszien und Sehnen besiedeln und beständig Signale an das Gehirn senden. Wenn nun diese Rezeptoren in den Faszien nicht arbeiten würden, könnten wir uns kaum bewegen, da wir kein Feedback vom Körper bekämen, in welcher Stellung wir uns befänden. Was heißt das im Klartext: Wenn sich deine Faszien in einem schlechten Zustand befinden, können sie dem Gehirn auch schlechter mitteilen, in welcher Position sich dein Körper befindet. Die Kommunikation zwischen deinem Körper und deinem Gehirn läuft sozusagen schlecht. Dies wirkt sich negativ auf alle Bereiche deines Seins aus: Du verspannst dich schneller, die Bewegungen laufen nicht mehr rund, da deine Muskeln nicht mehr gut aufeinander abgestimmt arbeiten. Auch die Versorgung des Körpers mit Nährstoffen verläuft nicht mehr optimal und so weiter.
Schlussendlich ist es so, dass die vier Funktionen der Faszien, also das Bewegen, Formen, Versorgen und Kommunizieren alle miteinander zusammenhängen. Ist der eine Bereich eingeschränkt, wirkt sich dies auch auf die anderen drei negativ aus. Gleichzeitig jedoch können wir auch den gegenteiligen Effekt beobachten. Arbeitest du durch gezieltes Training an deinen Faszien, wird sich das auf alle vier Funktionen der Faszien positiv auswirken!
Doch wie kannst du deine Faszien gezielt trainieren? Welche Prinzipien solltest du beim Training beachten, um den größtmöglichen Erfolg zu erzielen?
Darauf gehe ich ein in dem Artikel: Wie kannst du deine Faszien gezielt trainieren?
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ONLINEKURSE BORN
Mein Name ist Erwin Born, ich bin Physiotherapeut, Osteopath und Liebscher-Bracht-Schmerztherapeut mit langjähriger Praxiserfahrung. Im Laufe der Zeit habe ich herausgefunden, welche Übungen wirklich hilfreich und welche nur mittelmäßig sind. Mein Ziel ist es, Dir zu helfen, Deine bestmögliche Gesundheit wiederzuerlangen.
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